Weihnachten im Erzgebirge vom 20.12.-26.12.2016

Vom 20.12. bis zum 26.12. ging es in diesem Jahr auf unsere letzte Wohnmobilreise. Wir hatten uns von Freunden zu einer Fahrt ins Erzgebirge überreden lassen. Diese verbringen schon seit Jahren dort die Feiertage und an die Pension war auch ein Camping/Stellplatz angeschlossen, der ganzjährig geöffnet ist.

Unsere erste Etappe führte uns nach Zwickau. Der "Platz der Völkerfreundschaft" grenzt an die Altstadt und ist als Wohnmobilstellplatz nutzbar. Die Kosten mit € 2,00 für 24 Stunden sind überschaubar, aber es gibt weder Strom von V/E. Dafür wohnt man sicher neben der Polizeiwache von Zwickau.  

Unsere Bekannte waren schon etwas früher angekommen und erwarteten uns bereits auf dem Weihnachtsmarkt. Nach dem ersten Glühwein haben wir uns auf dem Markt umgesehen.

Danach waren wir erst einmal durstig. Leider hatten wir das Essen erst um 19:00h bestellt. Also führte uns unser erster Weg in die Wenzel Prager Bierstuben. Ein sehr gemütliches Lokal, in dem wir sicher länger geblieben wären, wenn wir nicht den Tisch in der Gaststätte Brauhaus Zwickau reserviert hätten. So haben wir einen kurzen Stellungswechsel eingelegt und den Abend im Brauhaus ausklingen lassen.

Nach einem geselligen Abend sind Margrit und ich dann zu unserem Wohnmobil zurück gegangen. Gut bewacht durch die Polizei stand es an seinem Platz. Die Nacht war trotz der zentralen Lage wider Erwarten sehr ruhig. 

Am 21.12. waren wir gegen 15:00h in der Pension bzw. dem Stellplatz angemeldet. Also haben wir nach einem ausgiebigem Frühstück noch einmal die Stadt besucht. Eine kleine shopping-tour durch die Zwickau Arcaden, ein letzter Bummel über den Weihnachtsmarkt und ein Besuch des Doms St.Marien. Hier waren wir wirklich überrascht von der Größe des Bauwerks und den darin befindlichen Kunstobjekten. 

Essenszeit. In Zwickau wurden wir nicht fündig. Also haben wir uns auf den Weg gemacht, denn in Zwönitz, auf circa halber Strecke, gibt es eine kleine bekannte Brauerei, in der man auch gut essen kann. Die Fahrt zur Brauerei Gasthof Zwönitz hat sich gelohnt. Es gab ein sehr gutes Essen und nach Auskunft der "Nichtfahrer" auch ein exzellentes Bier. 

Nach dem Essen erfolgte die Weiterfahrt. Es war kalt, es lag alter, festgefahrener Schnee und die Spurrillen waren auf den Nebenstraßen vereist. So ging es Richtung Ziel, der Pension Kalkberg in Crottendorf. Diese liegt etwas außerhalb von Crottendorf (ca. 2,5 km) sehr abgelegen im Wald und ist nur über Nebenstraßen erreichbar. Da hier rund 180 hm überwunden werden müssen, gibt es zwei heftige Steigungen. Da das vorausfahrende Fahrzeug (SUV) auf mein Wohl bedacht war, wurde die Geschwindigkeit dermaßen verlangsamt, dass bereits die erste Steigung auf der Eisfläche nicht machbar war. Also zurück, das andere Fahrzeug voraus geschickt und dann mit Schwung die erste Steigung genommen. Es sollte aber schlimmer kommen. Die zweite Steigung paart sich mit einer Linkskurve und da war dann - trotz Schwung - irgendwann Schluß. Auf Eis am Hang in einer Kurve war nicht gut, also sofort Unterlegkeile unter die Hinterräder und dann mein Geburtstagsgeschenk (Schneeketten) aufgelegt. So ausgerüstet haben wir den Rest der Steigung spielend gemeistert, während alle anderen Mitreisenden und die Pensionswirte uns bereits erwarteten.

Während die Anderen ihre Zimmer bezogen, haben wir das Wohnmobil hergerichtet. Das Schöne am Camping/Stellplatz ist, dass man Frühstück und Halbpension dazu buchen kann. Und so haben wir uns auf das Abendessen und den ersten gemeinsam Abend in der Pension Kalkberg gefreut.

Am 22.12. haben wir morgens einen Weihnachtsbaum geschlagen. Reine "Männerarbeit". Bei dem wunderschönen Wetter sind wir dann auf die Idee gekommen am späten Vormittag nach Oberwiesenthal zu fahren. Zuerst sind wir auf den Fichtelberg gefahren, dem höchsten Berg im Erzgebirge (1215m). Hier liefen die Skilifte, es wehte aber ein eisiger Wind. 

Nachdem eine Brotzeit in der Berghütte wegen übler Gerüche verworfen wurde, kamen wir auf die Idee unserem Nachbarland einen Besuch abzustatten. Der Ort Loucna liegt nur ein paar Meter hinter der Grenze auf tschechischem Gebiet. Neben der Möglichkeit von Vietnamesen direkt hinter der Grenze Textilplagiate erwerben zu können, gibt es dort auch ein kleines Gasthaus, mit preiswertem (allerdings auch wenig schmackhaftem) Essen, aber dafür original Pilsener Urquell.

So gestärkt haben wir noch die erzgebirgische Holzkunstwerkstatt Taulin besichtigt und ein paar kleine Exponate käuflich erworben. Wer sich für das Kunsthandwerk interessiert, dem sei die  Schauwerkstatt ans Herz gelegt. Hier kann man die Herstellung dieser Holzfiguren, Räuchermännchen und Pyramiden aus nächster Nähe bewundern.

Für den Abend hatten wir uns ein Großraumtaxi bestellt, welches uns und die Pensionswirte nach Annaberg-Buchholz auf den Weihnachtsmarkt fahren sollte. Die Fahrt dorthin gestaltete sich eindrucksvoll. In fast allen Fenstern befinden sich sogenannte "Schwibbögen". Andere Weihnachtsbeleuchtung - so wie bei uns - sucht man vergebens. Und gerade das ergibt diese einmalige Kulisse.   

Wir besichtigen noch die Bergkirche St. Marien. Diese ist die einzige bergmännische Sonderkirche in Sachsen und wurde 1502 bis 1511 erbaut. In der Bergkirche wird der Annaberger Krippenweg gezeigt, eine Weihnachtskrippe, die aus mehreren holzgeschnitzten Großfiguren besteht. Die Verbindung zum Bergbau wird z.B. durch die Darstellung Josephs als Bergmann symbolisiert.

23.12.: Heute wird unser Sohn aus Oberhausen anreisen. Zuvor aber haben wir noch eine Kutschfahrt nach Oberwiesenthal gebucht. Am Morgen sieht das Wetter noch garnicht gut aus. Wir starten bei nebligem Wetter, aber schon nach ein paar Minuten klart es auf und die Sonne bricht durch. Es wird ein toller Tag. "Jim", der Kutscher, ist ein erzgebirgisches Urgestein und eigentlich nicht zu verstehen. Unsere Wirtsleute, Brigitte und Helmut, übersetzen simultan für uns.

Den Einkehrschwung machen wir im Gasthof Naturbaude-Eschenhof. In diesen Räumlichkeiten verkehrte früher der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht. Er ist auf einigen Bildern in den Gasträumen zu sehen. Das Objekt ist teilweise etwas in die Jahre gekommen und verkörpert an manchen Stellen noch den Charme des "Arbeiter- und Bauernstaates". Wäre alles nicht so schlimm, wenn das Essen akzeptabel gewesen wäre. War es aber nicht. Und so wird uns diese Lokalität sicher nicht mehr sehen. Schade, denn die Lage ist wirklich schön. 

Um 18:00h trifft dann unser Sohn ein und wir machen uns an die Arbeit das mitgebrachte Licher-Bier-Fass zu erleichtern.

24.12. Heiligabend. Zuerst einmal feiern wir den Geburtstag von Mechthild, was den Vormittag schon einmal ausfüllt. Leider verschlechtert sich das Wetter. Es wird warm und windig, der anfängliche Schnee geht in Nieselregen über. Die Pensionswirtin Brigitte wuselt in der Küche, wir schmücken den Baum, würfeln in der Gaststube und bereiten uns auf die Bescherung vor. 

Brigitte hat sich selbst übertroffen. Auf dem Tisch stehen zwei Gänse, zwei Enten, Knödel, Sauerkraut und Rotkraut. Ein herrliches Festessen, was mit einem Grenzwaldfeuer abgerundet wird. 

Leider ändert sich das Wetter am darauffolgenden Tag nicht. Nun ist guter Rat teuer. Der geplante Spaziergang durch Schnee entfällt mangels diesem. Wir überlegen nicht lange und buchen eine Führung im Erzgebirgsmuseum in Annaberg-Buchholz. Neben dem Museum kann man hier auch in ein altes Bergwerk einfahren. Das ist absolut irre, wir begeben uns - ausgestattet mit Helm und Umhang - bis 25m in die Tiefe, wobei wir die erste Sohle in 13 m Tiefe erreichen, dann nochmals absteigen und auf einer Art "Hühnerleiter" wieder zur erste Sohle zurückkehren. Wir erfahren viel vom einstigen Bergbau in Annaberg, dem Silbervorkommen und den dadurch entstandenen Reichtum im Mittelalter.

Nach einem ausgiebigem Frühstück machen wir uns am zweiten Weihnachtsfeiertag auf den Heimweg. Das Eis und der Schnee ist verschwunden, die Schneeketten können direkt abgenommen werden. Am frühen Nachmittag erreichen wir wohlbehalten unseren Wohnort. Schön war's !

 

Fazit:

Wir haben die Menschen im Erzgebirge lieben gelernt. Es sind allesamt freundliche, aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen. Man hat das Gefühl, dass diese Freundlichkeit ehrlich ist, und nicht wie in anderen Touristengebieten nur aufgesetzt. Wir kommen sicher wieder, vielleicht einmal im Sommer, damit wir mit unseren Hunden in den ausgedehnten Wäldern lange Spaziergänge unternehmen können. Der Camp/Stellplatz bei Brigitte und Helmut ist auf jeden Fall wieder erste Wahl !